Auf die Diagnose folgt der Kampf gegen die Krankheit, der von den Betroffenen enorme Energie erfordert. Nach der Behandlung ist die Rückkehr an den Arbeitsplatz ein wesentlicher Schritt zur Normalität. Wie gestaltet sich das Verhältnis zur Arbeit nach einer Krebserkrankung, und wie kann die Rückkehr erfolgen? Wie können Arbeitgeber ihre Mitarbeiter*innen nach dieser Herausforderung unterstützen und aufnehmen?
Für die Mitarbeiter*innen bedeutet die Rückkehr zur Arbeit, die physischen und kognitiven Einschränkungen infolge der Krankheit und Behandlung zu berücksichtigen. Die Planung der Rückkehr bietet die Gelegenheit, Prioritäten und Aspirationen zu überdenken und die Rolle der Arbeit3 neu zu definieren, da eine Krebserkrankung alles verändert.
Die Kombination aus Unterstützungsgruppen unter Gleichgesinnten und spezialisierten, interdisziplinären Fachkräften – Berufsberater*innen, emotionale Unterstützung durch Psycholog*innen, Sozialarbeiter*innen, Angebote für angepasste körperliche Aktivitäten, Entspannungsverfahren – sowie ergänzende Unterstützungsangebote (Stressmanagement-Tools, Therapie-Workshops, kosmetische Behandlungen …) sind entscheidend. Sie ermöglichen es den Personen nach der Behandlung, ihre Ängste zu teilen, ihre Fähigkeiten wiederzufinden und sich vertrauensvoll auf die Rückkehr vorzubereiten.
Bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz ist es wichtig, sich die Zeit zum Wiederfinden der Routine zu nehmen, Veränderungen zu beobachten und das Team wieder zu integrieren. Das Vorstellungsgespräch mit dem Betriebsarzt, das im Vorfeld stattfinden sollte, ermöglicht es, eine angepasste und schrittweise Rückkehr vorzubereiten. Danach muss auf Anzeichen von Erschöpfung geachtet, Ansprechpartner*innen identifiziert und der Kontakt zum Betriebsarzt und Vorgesetzten aufrechterhalten werden.
Für Arbeitgeber ist es nicht immer einfach, die richtige Vorgehensweise zu finden. Studien zeigen die Notwendigkeit eines kollaborativen Ansatzes: Personalabteilung, direkte Führungskräfte, Verantwortliche für Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz, Arbeitssicherheitsdienste.
Nach etwa einem Monat Auszeit kann der Arbeitgeber ein Verbindungsgespräch anbieten. Dies ist eine Präventionsmaßnahme, um die Mitarbeiter*innen über die Unterstützungsangebote des Unternehmens für ihre Rückkehr ins Berufsleben zu informieren, den Wiedereinstiegsprozess vorzubereiten, relevante Ansprechpartner*innen und Ressourcen zu benennen sowie mögliche Anpassungen. Anschließend muss der Empfang unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Betriebsarztes und organisatorischer Veränderungen gestaltet werden. Die Beantragung der Anerkennung als Schwerbehinderte*r kann die Umsetzung erleichtern.
Über die tatsächlichen Anpassungen hinaus – Teilzeit- und schrittweise Rückkehr, Arbeitsplatzanpassung – ist es wichtig, den Wiedereinstiegsplan gemeinsam mit der Person zu entwickeln. Das Zuhören ihrer Bedürfnisse, die Berücksichtigung unsichtbarer Barrieren – wie Müdigkeit, Schmerzen und Behandlungsfolgen – im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit, tragen dazu bei, ihre Fähigkeit zur Rückkehr an ihren Arbeitsplatz und zur Bewältigung der daraus resultierenden Arbeitsbelastung zu unterstützen. Die Qualität des Austauschs zwischen Mitarbeiter*in, Führungskraft und Betriebsarzt*ärztin bei der gemeinsamen Lösungssuche ist ein Schlüssel für einen erfolgreichen und nachhaltigen Wiedereinstieg.
Die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach einer Krebserkrankung erstreckt sich vom Austritt aus der Behandlung bis mehrere Monate nach der tatsächlichen Wiederaufnahme der Tätigkeit. Die Zeit vor der Rückkehr ist eine aktive Phase der Erholung, Rekonstruktion und Vorbereitung. Die Zeit nach der Rückkehr ist eine kollaborative Phase, um die Rückkehr zur Gesundheit und ins Berufsleben zu festigen und aufrechtzuerhalten.